Der Ingenieur, der die Kunst revolutioniert
Hubert Dobler, ein Künstler mit Wurzeln in Dornbirn und einer festen Präsenz in der New Yorker Kunstszene, zeichnet sich durch einen einzigartigen Stil aus, der technisches Wissen und die Freiheit der zeitgenössischen Kunst kongenial verbindet. Sein ungewöhnlicher Werdegang – eine Ausbildung zum Ingenieur (HTL Rankweil, TU Wien), gefolgt von einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien – bildet das Fundament seiner konzeptuellen Werke.
Diese Synthese ermöglicht es Dobler, Maschinen und technisches Gerät nicht nur als Objekte, sondern als präzise konstruierte Werkzeuge zu nutzen, die über ihren mechanischen Nutzen hinaus existieren dürfen. Seine Kunst ist eine faszinierende Verbindung von Logik und Leidenschaft.
Die Ästhetik der Brachialität: Burnouts als Kalligrafie
Seit den 90er-Jahren überdenkt Dobler die traditionelle Malerei. Er verwendet keine herkömmlichen Pigmente, sondern “zeichnet” und “malt” großformatige, eindringliche Kalligrafien mit dem Gummiabrieb durchdrehender Motorradreifen auf Hartfaserplatten. Der kontrollierte „Burnout“ wird zum plastischen, brachialen Material. Werke wie „PRISONER#2“, eine aus Kettensäge und Reifen gefertigte Mal-Maschine, die ihm 2014 den Hypo Bank Kunstpreis einbrachte, demonstrieren die Konsequenz dieser Technik. Der Lärm, der Rauch und die brachiale Energie der Geräte werden in chaotische, doch tief eindringliche Spuren auf der Leinwand verwandelt. Die Maschine wird selbst zum Medium.
Kritik hinter dem Krach: Technologie als Spiegel der Gesellschaft
Doblers Kunst geht über die bloße Ästhetik der Energie hinaus. Seine Werke sind eine kritische Auseinandersetzung mit unserer technologiegetriebenen Gesellschaft. Skulpturen wie „ROUNDABOUT“ (zwei gegeneinander verschraubte, brüllende Motorräder) dienen als Metapher für das Gefangensein im sinnlosen Betrieb – eine Darstellung des modernen Hamsterrads. „BULL“, ein rastendes, brüllendes Motorrad, symbolisiert die selbstzerstörerische Natur unseres Systems, das nach Freiheit strebt, diese aber nie gewinnt.
Seine raumspezifischen Arbeiten, wie die riesige Bodenzeichnung „JUDY“, dokumentieren die extremen Spuren des unablässigen Betriebs. Hubert Dobler hält unserer Gesellschaft einen Spiegel vor: Er nutzt die Kraft alltäglicher Technologie und untersucht gleichzeitig die Emotionen, die entstehen, wenn Maschinen unsinnig und sich selbst überlassen operieren.
TANGO1
Eine Skulptur, die die Funktion neu definiert
Im Fokus unserer aktuellen Präsentation steht die aufsehenerregende Skulptur TANGO1 (2021) des renommierten Künstlers Hubert Dobler. Diese monumentale Objektkunst-Arbeit, bestehend aus zwei schweren Betonmaschinen (Modell HM P 135 L, je 97 kg), ist ein brillantes Beispiel für Doblers Ansatz der Zweckentfremdung. Anstatt ihrer mechanischen Bestimmung – dem Mischen von Beton – nachzukommen, werden die Geräte zu stillen Protagonisten einer faszinierenden Inszenierung.
Dobler transformiert das technische Gerät in ein philosophisches Subjekt. Mit einer Antriebsleistung von 530W bleibt die inhärente Kraft der Maschinen erhalten, doch ihre Rolle ist fundamental verändert. Der Titel TANGO1 impliziert eine unerwartete Interaktion, eine Beziehung oder gar einen Konflikt zwischen den beiden Einheiten, fernab ihrer Werkzeug-Identität.
Konzeptuelle Objektkunst, die Fragen aufwirft
Als herausragendes Werk von Hubert Dobler zwingt uns TANGO1, die Objekte nicht als Werkzeuge, sondern als eigenständige, beziehungsvolle Wesen zu sehen. Diese Arbeit steht in einer Linie mit Doblers kinetischen Werken, indem sie die Ästhetik der Technologie nutzt, um tiefgreifende Fragen über Identität und die Grenzen der Wahrnehmung zu stellen. Wie Anastasia Liapis bemerkte, handelt es sich um eine „spontane Mutation, generiert durch Komposition und Bewusstsein“.
Besuchen Sie die Galerie Fritz und tauchen Sie ein in die Welt der Objektkunst von Hubert Dobler. Erleben Sie, wie die Verschiebung der Funktion die Sache selbst verändert und entdecken Sie, was diese zeitgenössische Skulptur für Sie bedeutet.